Rebellisch oder unpolitisch?
Protestgeneration 2018

von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach 
52 Min.
arte / WDR 2017

50 Jahre ist es her, dass die Studenten in Europa und den USA auf die Straße gingen und viele glaubten, die Revolution stehe vor der Tür. Heute sieht man ein Erstarken der Rechten, mit Trump und der AfD, dazu die globale Bedrohung des Klimawandels. Wie steht es also um das politische Engagement der jungen Menschen in Europa heute? Was können sie vom Erbe der 68er übernehmen? Brauchen wir eine neue Protestgeneration?

"Es wird immer unterstellt, die Jugend sei politikverdrossen, aber vielleicht ist eher die Politik jugendverdrossen?" fragt Mareike Nieberding, die nach der Trump-Wahl die Jugendbewegung DEMO gründete. Die Jungen sind für Politiker nicht interessant - denn durch den demografischen Wandel sind sie den Alten in Europa zahlenmäßig unterlegen. Sie gehen auch nicht so treu zur Wahl. Manche dürfen zudem gar nicht wählen: Newroz Duman, die als Kind übers Mittelmeer nach Deutschland flüchtete, organisiert deshalb den Straßenkarneval We'll Come United in Berlin. "Junge Leute können in dieser Welt etwas bewegen, sie müssen nur zusammenkommen, einen Raum finden."

Viele junge Menschen fühlen sich durch die etablierte Politik nicht mehr vertreten. Sie setzen auf direkte Demokratie, soziale Netzwerke, Transparenz. In Spanien ist bereits eine neue Generation in die Rathäuser der "Städte des Wandels" eingezogen. "Wir sind die Schlüsselgeneration, um alles zu verändern, was in den 70ern schiefgelaufen ist. Wir räumen mit dem Erbe der Diktatur auf", sagt der 20jährige Stadtrat Jesús Guerra aus Madrid.

Manche haben aber auch genug von Institutionen und setzen auf direkte Aktion, wie Thibaut Linares, der sich ebenso wie der Schüler Ruben Kettner der Plattform "Ende Gelände" angeschlossen hat. Sie demonstrieren im Braunkohlerevier NRW, um den Klimawandel aufzuhalten.