Beate Klarsfeld - Aus Liebe zur Gerechtigkeit
von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach
45 min.
arte / ZDF 2005

1968 – die junge Generation revoltiert gegen den Lebensstil und das politische Versagen der Eltern. Eine junge Frau verweist mit einer spektakulären Aktion auf die Kontinuität des Dritten Reichs in der Bundesrepublik. Als Journalistin getarnt, betritt die 29-jährige Beate Klarsfeld am 7.11. das Podium des CDU-
Parteitags und ohrfeigt mit dem Ruf „Nazi!“ Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger. Es ist der Startschuss für ihre Lebens-aufgabe: die Verbrecher des Holocaust aufzuspü­ren, „wo immer sie auch sind“. Die meisten befinden sich direkt vor ihrer Nase: Bis in die 70er Jahre leben ehemalige NS-Funktionäre unbehelligt in Deutschland, manche bekleiden gar höchste Ämter.

Wie kam die junge Frau zu dieser Tat? Warum wurde sie zur passionierten Nazi-Jägerin? Was motiviert die heute 65-jährige, ihr hartnäckiges Engagement immer weiter fortzusetzen und es sogar an ihre Kinder weiterzugeben?

In einer sehr persönlichen Dokumentation erzählt Beate Klarsfeld über die Hintergründe ihrer lebenslangen Suche nach Gerechtigkeit. In Berlin erinnert sich Beate Klarsfeld an ihre Kriegskindheit, das Spiel in den Ruinen, die beengten Verhältnisse. Mit 21 Jahren träumt sie von der Freiheit, geht als Au-pair nach Paris. In der Metro lernt sie einen jungen Mann kennen: Serge Klarsfeld, französischer Jude, Überlebender des Holocaust. Die Begegnung öffnet ihr die Augen: Plötzlich sieht sie ihr Land, die Menschen in völlig anderem Licht. Sie verliebt sich in Serge. Dann verliert sie ihren Job beim Deutsch-Französischen Jugendwerk, weil sie Artikel gegen Kiesinger veröffentlicht hat.

Beate Klarsfeld beschließt zu kämpfen. Sie macht sich selbst zur Zielscheibe, führt Wahlkampf gegen Kiesinger in Waldshut, den kleinen Arno auf dem Arm. Sie kettet sich vor dem Haus des Ex-Gestapo-Chefs Klaus Barbie in Bolivien an. Sie versucht, ehemalige Nazis nach Frankreich zu entführen. Sie bietet sich im Liba­non als Austausch-Geisel an. Sie wird verhaftet, ausgewiesen, ihr Auto wird in die Luft gesprengt.

Ihr einziger Halt: die Familie, bis heute eine verschworene Gemeinschaft. Heute kämpft Beate Klarsfeld bei der Deutschen Bahn um eine Wanderausstellung, die an die Deportation jüdischer Kinder erinnert. Jahrelang hat sie Listen, Geburtsurkunden, Fotos gesammelt. Die Ausstellung lief drei Jahre lang in Frankreich. Doch die Deutsche Bahn erkennt ihre Verantwortung nicht an.