Christiane Nüsslein-Volhard - Mein Leben
von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach
45 min.
arte / ZDF 2008

„Den Mut zu Neuem, den kann einem niemand beibringen, den muß man selbst haben,“ sagt die Biologin Christiane Nüsslein-Volhard. „Ich war immer ein Dickkopf, ich habe von Lehrern nie etwas angenommen.“ Jetzt hat sich ihre Hartnäckigkeit ausgezahlt: Sie ist die erste deutsche Naturwissenschaftlerin, die den Nobelpreis errungen hat – mit bahnbrechenden Forschungen zur Embryonalentwicklung. Ihr unspektakuläres Objekt: Die Fruchtfliege. An ihr konnte sie zeigen, wie sich aus einem einfachen Ei ein komplexer Organismus entwickelt. Diese Mechanismen sind auch auf andere Tiere und auf den Menschen übertragbar.

Auf dem Internationalen Genetik-Kongreß in Berlin trifft Christiane Nüsslein-Volhard ihren amerikanischen Nobelpreis-Kollegen Eric Wieschaus. Jahrelang saß sie mit ihm in einem winzigen Labor in Heidelberg und forschte an „diesen Drecksdingern“, wie andere abfällig spotteten. Sie erinnert sich noch gut, wie schwer es für sie als Frau war, sich in der männerdominierten Naturwissenschaft durchzusetzen. Karriere oder Familie – sie mußte sich entscheiden. Christiane Nüsslein-Volhard zieht aus ihrer Erfahrung Lehren für die Zukunft: Sie hat im Jahre 2004 eigens eine Stiftung gegründet, um jungen Forscherinnen mit Kind zu helfen, ihre Karriere fortzusetzen, und damit Talente für die Zukunft zu erhalten.

Wir begleiten Christiane Nüsslein-Volhard an das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen, wo sie heute an Zebrafischen forscht. Sie ist keine abgehobene Wissenschaftlerin, sondern steht mit beiden Beinen fest auf der Erde. In ihrem wunderbaren Garten, den sie selbst gestaltet, erzählt sie uns von ihrer ersten Faszination für Schnecken und Gräser und ihrer Begeisterung für die Biologie. Ihr Vorbild: Die Großmutter, eine Malerin, „die erste Frau, die was konnte, nicht nur Hausfrau war wie all die anderen“. Für Christiane Nüsslein-Volhard war es wichtig, auf eine Mädchenschule zu gehen: Dort fühlte sie sich ernstgenommen. Als Ehrengast zum 100. Jubiläum der Schillerschule in Frankfurt/M. fragt sie die SchülerInnen von heute nach ihren Berufswünschen.